Schnitt nach Frostschäden am Austrieb

Frosttest für Strauchpfingstrosen. Schnittmaßnahmen an geschädigten Pflanzen.

Ich kann mich recht gut erinnern- Strauchpfingstrosen haben noch nie einen solchen Frosteinbruch im März überleben müssen, wie dies in diesem Jahr zumindest in Mitteldeutschland der Fall ist. Der milde Winter und die recht hohen Tagestemperaturen bis zum Ende der 2. Märzdekade hatten einen starken Austrieb der verholzenden Päonien zur Folge. Ab dem 21. 3. folgten dann Frostnächte mit Temperaturen bis zu – 6,8° nachts 0 Uhr in 2 m Höhe ( Wetterstation Halle-Trotha) . Erst ab dem 27.3. fanden die Frostnächte für 2 Tage ihr Ende. Dann schlug der Frost noch einmal zu mit Temperaturen von – 6,4 ° am 31. 3. In der Harzregion fielen die Nachttemperaturen noch niedriger aus. Nach der 3. Frostnacht waren die Schäden an den Päonien nicht mehr zu übersehen: Bei vielen Sorten hängen die neuen Austriebe mit den schweren Blütenknospen senkrecht herunter. Inzwischen sind 2 Wochen vergangen, das Schadensbild ist deutlich differenziert. Im schlimmsten Fall ist das Laub schwarz geworden. Vor allem bei den chinesischen Sorten der Suffruticosa-Gruppe hängen die Neutriebe irreversibel geschädigt nach unten, die Blätter sind aber nicht vollständig abgestorben. Bei den vielen Hybrid-Sorten mit genetischer Information aus der P. rockii-Gruppe versucht der geschädigte Trieb sich wieder aufzurichten. Bei nahezu allen Rockii-Formen ist äußerlich kein bleibender Frostschaden zu verzeichnen. Mehr oder weniger vollständig ist der Neuaustrieb bei P. ludlowii und P. delavayi erfroren. Was ist in dieser Situation zu tun ? Bei den verholzenden Päonien wird in jeder Blattachsel eine Knospe angelegt. Diese Knospen sind auch bei Altholz vorhanden. Sie können bei Verlust der Spitzenknospe bzw. beim Erfrieren des neuen Austriebs austreiben. Dieses Austreiben einzelner ruhender Knospen kann gegenwärtig bei Trieben mit erfrorenem Austrieb beobachtet werden – vor allem dann, wenn es sich um gut entwickelte Pflanzen handelt . Wir empfehlen dann, wenn am Altholz oder an der Triebbasis Reserveknospen anschwellen bzw. austreiben, den geschädigten Neutrieb bis zu seiner Ansatzstelle am Altholz zu entfernen. Damit wird vermutlich die Entwicklung von Ersatztrieben begünstigt. Vor allem wird damit aber die Gefahr von Botrytisbefall an geschädigten bzw. abgestorbenen Blättern und Trieben gebannt. Die Vermeidung von Botrytisbefall dürfte eine der wichtigsten Pflegemaßnahmen nach den Frostschäden 2020 sein. Ist der gesamte Austrieb einer Pflanze stark geschädigt und sind keine austreibenden Knospen am Altholz zu sehen, sollte das gesamte Altholz bis zum Wurzelansatz zurückgeschnitten werden. Hier erfolgt dann mit großer Sicherheit ein Neuaustrieb. Der frostbedingte Verlust des diesjährigen Austriebes bedeutet auch bei guter Triebregeneration, dass es keine Blüte geben wird. Mit einem Neuansatz von Blüten kann nur bei Lutea-Hybriden gerechnet werden.

Schwarze Blätter nach Frosteinwirkung (P. x suffruticosa)

P. rockii ohne Frostschaden

Erfrorener Austrieb bei einem Bastard (P. ludlowii x P. delavayi)